Medien 25 Jahre später
Damals: Hasch mit gezogenr waffe am Arm, keine Chance mhr, namen geschrien
usw" heute: ging einfach mit.Hute Hasch ging einfach mit
Ein Vierteljahrhundert
nach der Aktion beschloß Frank Willmann, angeregt
durch die Zusicherung
eines Arbeits-Stypendiums der Stiftrung für Aufarbeitung der SED-Diktatur,
zusammen mit seiner Lebensgefährtin Anne Hahn ein Buch über die
damaligen Ereignisse zu schreiben. Daß damit eine Welle der künstlich
erzeugten Sensationalisierung in Gang gesetzt wird war zum Zeitpunkt von
Willmanns ersten Absichts-Äußerungen (Herbst 2009) nicht vorauszusehen.
Monate später interviewte
Frank Willmann die damaligen Akteure und fertigte daraus Texte, die er
dann in seinem Buch als Interviews bezeichnete. Unzufrieden mit der Art
von Willmanns textlicher Aussagenverarbeitung schrieb Wolfram Hasch im
Sommer 2010 unter redigierender Begleitung von Hahn/Willmann einen nahezu
komplett neuen, ausführlichern Text über die damaligen Ereignisse
und seine Haftzeit. Haschs Stasi-Unterlagen, in denen das MfS die Grepo-Aktivitäten
und späteren Verhöre mit Hasch aufbewahrt hat wurden von den
Autoren eingesehen, einer der damaligen Grenzposten ausfindig gemacht und
interviewt. Anne Hahn lenkte mit einem für die Dokumentation der Strich-Aktion
irrelevanten Text über die Weimarer Subkultur der frühen 80er
Jahre die Lesart in Richtung der gewünschten DDR-Aufarbeitung mit
all den sattsam bekannten Stereotypen. ( Teilweise werden biographische
Hintergründe ohne entsprechende Recherche konstruiert und mitunter
sogar frei erfunden dem gewünschten Clischee angepasst.) Statt
frei von den üblichen DDR-Aufarbeitungsstereotypen eine vielschichtige
und offensiv brüchige Geschichte über eine Aktion an der Berliner
Mauer zu erzählen wurde Geschichte geschrieben. Identifizierbar und
an einer biographischen Kontinuität orientiert, bei der die von den
Lebensumständen erzeugten Brüche, Schmerzen und Veränderungen
immer nur negativ bewertet werden.
Es nimmt daher auch nicht
wunder, wenn in dieser Käseglocke eines angenommenen Idealität
schnell die Vermutung der Verdrängung aus Traumatisierung oder Täterverheimlichung
aufkommt, wenn eine Person sich der Teilnahme an solchen Projekten
verweigert, weil sie nicht bereit ist, sich solchem totalitären Muster
zu unterwerfen.
Das Ereignis des Mauerstrichs
wurde bis heute nicht aufgearbeitet, sondern in das Projekt Aufarbeitung
eingearbeitet. Doch kaum jemand bemerkte es. Die einen waren ganz benebelt
von der Aufmerksamkeit , die ihnen zuteil wurde, die anderen wußten
es ja nicht anders, die dritten auch nicht, genossen aber nichts
desto trotz das neue, von den Autoren üppig gewürzte und zum
Mehr- und Besserwissen angebotenen Menü auf der Speisekarte der Aufarbeiter-
Garküche.
Seinerzeit völlig
unbedeutende Kleinigkeiten wurden aufgebauscht. Stumpsinnige mit tausendmal
gehörten Stereotypen angefüllte Statements wurden gegeben, die
Hintergrundbeleuchtung der Situation des damaligen Westberlins und der
Motive zahlreicher Mauermaler völlig ausgeklammert. Diese wurden schlichtweg
nur als die nützlichen Idioten des SED-Regimes betrachtet.
Das wenige, was an der
Aktion tatsächlich so etwas wie Kunst, freier Geist war verschwand
zugunsten der Geistlosigkeit einer realpolitisch affektierten Intelligenz,
die sich ganz der Popularisierung verschreibt. ( Freigeist ist dort bloß
ein schönes Etikett, daß zudem auch noch besser klingt, wenn
man ihr eine verknöcherte sowjetkommunistische Bürokratie gegenüberstellt))
Da in diesem Aufarbeitungs-Pop Jürgen Onißeits sperrig und unfein
artikulierte, zudem inhaltlich wenig popularisierbare Aktionserklärung
nicht hineinpasste wurde sie nicht dokumentiert.
Nach Buch, von den Buchautoren
kuratierter Wanderausstellung, zahlreichen Interviews, Artikeln,
Fernseh- und Radiobeiträgen wurde schließlich auch noch ein
Film gedreht. Er erschien 2014 unter dem den
Inhalt unzutreffend bezeichnenden Titel "Striche ziehen" in ostdeutschen
Kinos und thematisiert kaum die Strich-Aktion, dafür vor allem den
Konflikt der Brüder Onißeits bezüglich der 2010 im Rahmen
der für Hahn/Willmanns Buch erfolgten MfS-Unterlageneinsicht bekannt
gewordenen früheren Tätigkeit Jürgens für das Ministerium
für Staatssicherheit. Thomas, der in der DDR im Gefängnis gesessen
hatte beschuldigt Jürgen des Bruderverrats. Ungeschnitten zeigt
der Film gegen Ende minutenlang die Dispute der beiden. (Warum die beiden
überhaupt erst vor der Kamera den Versuch einer Aussprache machten
und sich nicht bereits der familiären Subtilität der Angelegenheit
wegen vorher aussprachen wird durch die mediale Eitelkeit beantwortet)
Überhaupt ist es
ein Film eher über das Ministerium für Staatsssicherheit und
nie über den Strich. Grenzposten Fittinger spricht ausführlich,
die Versuche, einen ehemaligen Weimarer MfS-Mitarbeiter ( der mit der Strich-Aktion
überhaupt nichts zu tun hat), zu interviewen werden gezeigt,
Jürgen O.erzählt von seiner Einlassung mit dem MfS, Wilmann schlägt
gegen die Tür eines MfS-Vernehmerzimmers, eine Frau aus dem Freundeskreis
der Strich-Protagonisten erzählt über dias MfS usw usf.
Man vermißt erneut
eine Beleuchtung des Westberlins der 80er Jahre, dem Aufkommen der Wandparolen
bei den Hausbesetzern und den Graffitis in den Ghettos, Reaktionen von
Mauermalern auf das Durchstreichen ihrer Maleteien. Stattddessen setzt
sich die bereits seit 2010 betriebene, deplazierte Focussierung der Motive
der Strichaktion auf die biographischen und regionalen Vergangenheitshintergründe
fort. Es ist mit umgekehrten Vorzeichen dieselbe Identifikations- und Zuordnungsmethode,
welche das MfS
bei der Einordnung von
Handlungen vorgenommen hat
Immerhin taucht in "Striche
ziehen" plötzlich die Mauereklärung Jürgen Onißeits
wieder auf, allerdings auf eine alibihaft inszenierte Weise. Zum einen
ist sie in rudimentärer, da abgeschnittener und verzerrter Form
auf dem Filmfleier ansatzweise zu sehen, zum anderen wird Jürgen Onißeit
gebeten, sie -gewissermasßen als seine bloß private Meinung
zur Aktion- vorzulesen.
Foto einige Artikel nebeneinanenderlegen
Dokumente: evtl Artikel sacnnen
evtl Radio-Link DLF
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